“Was sind die Grenzen der Solidarität in Europa?”

Die Generalversammlung der Konferenz der Europäischen Justitia et Pax-Kommissionen (Justitia et Pax Europa) und ein internationaler Workshop zum Thema “Was sind die Grenzen der Solidarität in Europa?” fand vom 18.- 22 September in Sevilla, Spanien statt.

Das Thema der Solidarität erhält in einer zunehmend globalisierten Welt eine besondere Bedeutung. In Sevilla bestand die Möglichkeit, den zahlreichen Herausforderungen von Solidarität im Kontext von Migration und Armut in politischer, sozialer, kultureller und wirtschaftlicher Art sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene zu begegnen. Zu nennen sind hierbei vor allem die Aufnahme und der Umgang mit Migrantinnen und Migranten, die Schaffung von Arbeitsplätzen zu würdigen Bedingungen – insbesondere für junge Menschen –, die Verbesserung unhaltbarer Wohnsituationen und die Öffnung unserer Gesellschaft für alle Gruppen und Individuen.

Die dabei gemachten Erfahrungen in Begegnungen und Gesprächen mit vor Ort tätigen Einrichtungen und Betroffenen unterstrichen die Notwendigkeit gemeinsamer Verantwortung – als Einzelne, als Europäerinnen und Europäer und auch als Kirche. Migration und Armut sind komplexe Phänomene, deren Problemlagen aber nicht gegen die Menschenrechte ausgespielt werden dürfen. Sozialer Ausschluss und die Errichtung von immer mächtigeren Mauern gegenüber denjenigen, die unsere Solidarität und Unterstützung am nötigsten haben, sind mit unserem christlichen Verständnis von Gerechtigkeit und Frieden unvereinbar.

Ein Besuch der spanischen Exklave Ceuta an der marokkanischen Küste und verschiedener NGOs, die in Sevilla tätig sind, haben uns die Vielfalt und die Komplexität der bestehenden Probleme vor Ort verdeutlicht. Armut, fehlende Beschäftigung, mangelnde Behausung, soziale Desintegration und nicht hinnehmbare, unmenschliche Bedingungen der Migration brauchen sowohl kurzfristige Hilfestellungen, aber mittel- bis längerfristig auch Perspektiven, die die Probleme strukturell angehen. Wir in Europa müssen anerkennen, dass wir aufgrund politischer, historischer und wirtschaftlicher Verflechtungen auch Verantwortung tragen für die Probleme in afrikanischen und asiatischen Ländern. Die gemachten Erfahrungen haben unser Verständnis von gelebter und wirkungsvoller Solidarität vertieft. Ethische und spirituelle Aspekte spielen dabei eine wesentliche Rolle. Die konkrete Situation vieler Migrantinnen und Migranten, aber auch sozial benachteiligter Spanierinnen und Spanier braucht eine Wahrnehmung von Verantwortung, die nicht delegiert werden kann und auf das Engagement aller Beteiligten setzt. Eine so verstandene Solidarität lässt Grenzen überwinden, so dass wir uns alle gemeinsam als Schwestern und Brüder begegnen können.

Für weitere Informationen:

Marie-Laure Dénès
Secretary General of Justice and Peace Europe
+33 6 85 53 50 65
marie-laure.denes@cef.fr

Henrik Alberius
Vice Secretary General of Justice and Peace Europe
+33 6 23 27 01 76
henrik.alberius@cef.fr